Die Geschichte unserer Vorfahren

Mit dieser Seite möchte ich einen "Einblick geben über das Werden und Wachsen eines Dorfes, wie es sich in seiner wechselvollen Geschichte, in Not, Elend und bei Naturkatastrophen, durch Fleiß und Beharrlichkeit, Genügsamkeit und Ehrlichkeit immer wieder behauptete und viele kritische Situationen zu meistern verstand".

"Im Jahre 1512 standen im Dorf 14 Wohnhäuser. Ungefähr 10 von ihnen gehörten zu mehr oder weniger bescheidenen Bauerngütern, die ins Blankenburger Amt Erbzinsen zu entrichten hatten.
Die zahlreichen, zwar sehr unterschiedlichen, aber doch auf allen Gütern lastenden Abgaben und Frondienste forderten besonders die Waldbauern zur Gegenwehr heraus. Ob Quittelsdorfer Bauern am Aufstand von 1525 teilgenommen haben, kann zwar nicht nachgewiesen werden. Sympathiesiert haben sie mit den aufständischen Bauernhaufen ganz bestimmt. Wie ließe es sich sonst erklären, dass ein Hauptmann des Wangenheimer Haufens nach der Niederlage von Frankenhausen sich im Pfarrhaus des Dorfes vor der Rache seines Landesherren versteckte."

"Erwähnenswert ist ein heute in unserer Gegend vollständig verschwundener, im 15. und 16. Jahrhundert aber in vielen Dörfern nicht unbedeutender Ertragszweig der Landwirtschaft: der Weinanbau. Ein Beispiel dafür ist die Badestube, ein Flurteil in einem geschützten Tälchen zwischen Quittelsdorf, Watzdorf und Böhlscheiben, als nachweisbares Weinanbaugebiet. Wer auch immer Lehnsmann der einzelnen Güter, Äcker, Wiesen und Weinberge war, der den Boden bearbeitende Bauer hatte pünktlich den zu dieser Zeit noch vorwiegend aus Naturalabgaben bestehenden Zins und die Bete (Steuer) zu leisten."

"Zu all der Unsicherheit und Not gesellten sich zu allem Übel oft auch Seuchen und Epidemien hinzu. Vom 2. September bis 1. Dezember 1626 starben im Dorf 14 Einwohner an der Pest."

"Im siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) müssen die Bauern wieder herhalten, und die Gemeindekasse wird oft völlig geleert. Häufige Einquartierungen, zusätzliche Steuern, Abgabe von Futter an die Pferde der Soldaten, Botengänge, Rationsgelder und das ständige Zechen der durchziehenden Preußen oder Sachsen im Gasthof Hercher auf Kosten der Gemeinde erreichen in den Jahren 1762/63 ihren Höhepunkt."

"Armut und Not herrschte auch in den Jahren 1770 - 1772. Eine Missernte verursachte eine außergewöhnliche Lebensmittelknappheit, die zu einer großen Teuerung führte."

"Bei den im 18. Jahrhundert zu Walburgi (30. April) stattfindenden Flurumzügen, schritt man die Flurgrenze der Dorfmarkungen ab und kontrollierte besonders streng den Standort der Grenzsteine. An der Flurgrenze der Nachbargemeinden erwartete man jeweils deren Schultheiß mit einigen seiner Gemeindemitglieder, um dann die gemeinsame Flurgrenze abzuschreiten. Dabei kam es oft zu Meinungsverschiedenheiten, die mitunter auch zu gerichtlichen Klagen führten, die sich sogar über mehrere Jahrzehnte hinzogen.
Bildete man im kirchlichen und im schulischen Bereich eine geschlossene Gemeinschaft, so achtete man sehr streng darauf, dass jeder Nachbar, aber auch die Nachbargemeinde sich an altes Recht hielt, dass aber auch jeder seine Pflichten gegenüber der Gemeinschaft erfüllte, ein Prinzip, dass sich über Jahrhunderte bewährt hatte."

Um so unverständlicher ist mir, dass man während der DDR-Zeit viele Flursteine entfernen ließ. Nach Erzählungen von Einwohnern aus unserem Dorf soll es LPG-Vorsitzende gegeben haben, die ihren Traktoristen Prämien für das Entfernen der Flursteine gezahlt haben. Heute haben die Eigentümer große Mühen und meistens auch hohe finanzielle Kosten, um ihre Flurgrenzen wieder genau feststellen zu können. Nachdem sich in den sechziger Jahren die LPGen (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) gegründet hatten, mussten die Bauern ihre Felder und den größten Teil ihres Tierbestandes der LPG überlassen. Sie hatten keine Rechte mehr über ihre Grundstücke. Viele kleine Flächen wurden zusammengelegt, damit sie mit den großen Traktoren besser bearbeitet werden konnten. Dabei verschwanden kleine Ränder mit ihren Hecken, die die verschiedenen Grundstücke abgrenzten, aber auch verhindern sollten, dass die Erde bei Unwetter abgeschwemmt wird.

Mitte des 19. Jahrhunderts kann man "eine allgemeine Armut bei den Kleinhäuslern feststellen. Besonders die Weber und Strumpfwirker bewegten sich am Rande des Existenzminimums. Deshalb entschlossen sich nicht wenige zur Auswanderung nach Amerika. Aus Quittelsdorf waren es in den Jahren 1851 bis 1861 12 Einwohner, die den Verlockungen zum Landerwerb in Amerika und den guten Nachrichten von Auswanderern folgten. Einer der Auswanderer war der Handwerker Johann Christoph Möbius. Lediglich der Zeigerheimer Theodor Hermann Heunisch und seine Verlobte aus Quittelsdorf kehrten nach kurzem Aufenthalt in New York zurück und gründeten in Quittelsdorf eine neue Existenz."
Sicher wäre es interessant zu erfahren, wie es den ehemaligen Quittelsdorfern in Amerika ergangen ist und ob ihre Nachkommen die Herkunft ihrer Vorfahren noch kennen.

"Einige der um 1882 hier ansässigen Handwerks- und Gewerbebetriebe waren bis in die jüngste Vergangenheit oder sind noch heute in der Familie weitergeführte Betriebe. Zu ihnen gehören die Schuhmacherei Heunisch und die Tischlerei Winkler/Bindig. Die Gastwirtschaft "Zur Trompete" der Familie Schmidt wurde Mitte Juli 2004 verkauft und von dem nachfolgenden Betreiber Ende 2008 aufgegeben.
Die bereits im 16. Jahrhundert gegründete Gastwirtschaft "Zum goldenen Hirsch", welche 1712 von Lorenz Hercher erkauft wurde, wurde 1952 durch den letzten Gastwirt Ottomar Hercher aufgegeben.
Frühere Handwerksbetriebe waren die Schneiderei Schönheid, die Schmiede Bergmann, die Böttcherei Krauße, die Tischlereien Merboth und Conrath, der Straßenwärter Müller und die Mühle der Familie Rothe";

"1887 erkranken in Quittelsdorf sowie in Leutnitz und Fröbitz viele junge Einwohner an Diphteritis. Es sterben mehrere Kinder, aber auch einige junge Mädchen im Alter von 15-17 Jahren."


Ottilie Hercher
Ottilie Hercher

"Für die wirtschaftliche und touristische Erschließung unseres Rinnetals und des benachbarten Schwarzatales war der Eisenbahnbau ein ganz bedeutsames Ereignis. Er brachte für die Einwohner viele Erleichterungen und für manchen Bewohner der Dörfer einen sicheren Arbeitsplatz. Im Frühjahr 1893 konnte man mit dem Bau beginnen. Am 2. Dezember 1895 wurde die Eisenbahnlinie Arnstadt-Saalfeld feierlich eröffnet. Für die Postkutsche war dies jedoch das Ende. Sie hatte letztmalig mit einem Abschiedslied des Postillions das Tal durchfahren."
"1886 wird Christiane Heunisch als erste Hebamme der Dörfer um Quittelsdorf erwähnt. 1896 wird Alma Müller zur Ausbildung als Hebamme nach Jena geschickt. Diese wird von der Gemeinde finanziell unterstützt."

Kirmes
Kirmesgesellschaft 1908
"Bereits 1895 beschließt die Gemeindevertretung den Bau einer Wasserleitung. 1896 wurde sie gebaut. Das Wasser wurde im Flurstück "Weidig" gefaßt und die Trasse führte über das Grundstück von Schultheiß Berthold Merboth bis ins Dorf.

1920 war die elektrische Anlage in Quittelsdorf fertiggestellt. Im August 1920 brannten die ersten elektrischen Lampen."

Die beiden Weltkriege in diesem Jahrhundert gingen auch an den Familien in Quittelsdorf nicht spurlos vorbei. Beide Kriege forderten Verletzte und Todesopfer.



Hochwasser 1981

Hochwasser 1994

"Am 18. Mai 1937 wird das Dorf von einem großen Hochwasser der Rinne heimgesucht." 1981 und 1994 stehen nach einem Hochwasser einige Häuser im Ort bis zum Erdgeschoss unter Wasser.

Quelle
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Quelle: Broschüre zur 700-Jahrfeier in Quittesdorf - Verfasser ist Ortschronist Karlheinz Schönheid.